Die »Unwahrscheinlichste der Städte«, eine »gesunkene Königin« …
So beschrieb der Schriftsteller Thomas Mann die Lagunenstadt im Jahre 1911 – und fing schon damals mit seinen Worten den drohenden baulichen Verfall ein.
Millionen haben Venedig besucht, und jeder Einzelne sah und sieht auch heute
noch diese besondere Stadt mit anderen Augen. Auch ich habe in Venedig eine
ganz besondere Welt gefunden. Meine eigene Welt. Eine Welt, die immer wieder Überraschungen bereit hält.
Wenn man heute von Venedig spricht, spricht man automatisch auch von Enturbanisierung und vom Verfall der Betonsanierungen, die vor Jahren stattgefunden haben. Man denkt an die Disneylandstimmung der Kreuzfahrttouristen, an überquellende Mülleimer und entnervte Einwohner der Stadt.
Nun auch eine Stadt in der Werbebanner die Innenstadt bestimmen.
„Wer also hier, auch hier und gerade hier, das Werbebanner hisst, hebt das ihm so kostbare Alleinstellungsmerkmal auf; er zerstört letztlich den Gegenwert dessen, wofür er gezahlt hat.“ [ Zitat Süddeutsche Zeitung, 2010 ]
Doch was für mich bleibt, ist der Zauber einer stark bedrohten Stadt,
die auch im letzten Licht des Abends, nach einem wunderbaren Sonnentag, ganz andere Farben entwickelt als ich sie über Jahrzehnte gesehen habe, sehen wollte. Im Nebel, graublau, kalt und wunderschön.
Die Fragilität, diese neugewonnenen Farbstimmungen haben mich hoffnungsvoll gestimmt – für Stunden. Immer wieder.